Macht die BMPCC6k noch Sinn in 2025?

Macht die BMPCC6k noch Sinn in 2025? - BMPCC6k im Studio
 

Die Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K ist eine Cinema-Kamera des australischen Herstellers Blackmagic Design. Als sie 2019 vorgestellt wurde, galt sie als regelrechter Gamechanger im Videobereich. Für unter 3.000 € bot sie 6K-RAW-Video mit bis zu 50 fps, 13 nutzbare Blendenstufen Dynamikumfang und eine Bildqualität, die man zuvor nur von deutlich teureren Systemen kannte.

Ein kurzer Blick zurück: Was machte die Kamera damals so besonders?

Zur Einordnung: Die günstigste Alternative mit ähnlicher Auflösung war damals die MAVO 6K von Kinefinity für rund 10.000 €. Wer auf eine etablierte Marke setzen wollte, musste zur RED DRAGON 6K greifen und über 20.000 € ausgeben.

Blackmagic brachte mit der Pocket 6K plötzlich hochwertige Filmtechnik in ein Preissegment, das auch für kleinere Produktionen, Indie-Filmemacher und ambitionierte Content Creator erschwinglich wurde.

Zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung waren viele Blicke auf die Panasonic S1H gerichtet, die ebenfalls mit 6K-Auflösung warb. Doch Blackmagic schob unerwartet die Pocket 6K dazwischen. Günstiger, leistungsstark und sofort lieferbar. Für viele wurde sie zur ersten Wahl im Low-Budget-Cinema-Bereich.

Sechs Jahre später – Ist die Pocket 6K noch relevant?

Die Bildqualität – Immer noch ein Highlight

Auch heute liefert die Kamera ein erstaunlich gutes Bild. Die Qualität liegt weiterhin auf einem Niveau, das sich mit teureren Systemen messen kann. Damals wie heute eine echte Stärke! In Sachen Farbverarbeitung, Dynamikumfang und Hauttönen liefert Blackmagic mit der eigenen Gen 5 Color Science großartige Ergebnisse.

Selbst gegen viele aktuelle Sony-Cinema-Kameras hält sie in puncto Bildästhetik mit.

Macht die BMPCC6k noch Sinn in 2025? - Footage Skintones
Macht die BMPCC6k noch Sinn in 2025? - Footage Fahraufnahmen Spiegel
 

Rolling Shutter? Ja, aber vertretbar

Die Sensor-Auslesezeit liegt bei etwa 20 ms, was zu Rolling-Shutter-Effekten führen kann. In meinen eigenen Projekten war das bislang aber nie ein ernsthaftes Problem.

Es gibt jedoch einen Hack bei Kameras von Blackmagic Design gegen Rolling Shutter: Die Gyro Stabilization innerhalb DaVinci Resolve Studio. Diese kann Rolling Shutter verringern, indem man den Clip mit einer Stärke von 0 stabilisiert. Man verliert etwas an Auflösung, da das Programm den Clip heranzoomen muss aber der Rolling-Shutter-Effekt ist dadurch stark verringert. Einzige Voraussetzung dafür ist, dass man eine Aktuelle Firmware installiert hat und in BRAW aufnimmt.

Ergonomie und Handling – der größte Schwachpunkt

So beeindruckend die Bildqualität der Pocket 6K auch ist, bei der Ergonomie zeigt sich leider schnell, dass sie nicht für den professionellen Dreh „out of the box“ konzipiert wurde. Das Gehäuse orientiert sich stark an klassischen DSLR-Designs: kompakt, leicht, ein dicker Seitengriff und theoretisch auch für den mobilen Einsatz geeignet. Doch sobald man die Kamera in einem professionellen Umfeld nutzen möchte, stößt dieses Konzept an seine Grenzen.

Da das Gehäuse vollständig aus Kunststoff besteht und außer zwei 1/4” Gewinde auf der Ober- und Unterseite keinerlei integrierte Montagemöglichkeiten bietet, ist ein Cage praktisch Pflicht. Wer mit V-Mount-Akkus arbeitet, benötigt zusätzlich ein Setup mit 15-mm-Rod-Support, das bringt nicht nur mehr Gewicht, sondern auch mehr Komplexität ins Rigging.

Ein weiteres Problem: Die originalen Canon LP-E6-Akkus halten oft keine Stunde durch, weshalb ein externes Stromsystem unverzichtbar wird. Auch hier hat man die Wahl zwischen einem V-Mount-System oder z. B. einem Batteriegriff von Tilta mit Sony-NPF-Akkus. Beides funktioniert, aber beides bringt zusätzliche Masse und Setup-Zeit mit sich. Man kann theoretisch auch eine Powerbank über USB-C anschließen aber das wirkt natürlich alles andere als professionell.

Entscheidet man sich, für den V-Mount-Weg, blockiert die Akkuplatte auf der Rückseite das ohnehin nicht besonders helle fest verbaute Display der Kamera. Das bedeutet: Man braucht zusätzlich einen externen Monitor. Und so wächst das Setup Stück für Stück zu einem regelrechten Kamera-Mutanten heran, der zwar tolle Bilder liefert, aber schnell unhandlich und schwer wird. Am Ende benötigt man ein stabiles Stativ, das dieses Frankenstein-Rig auch tragen kann.

Was als „kompakte“ Cinema-Kamera begann, wird so schnell zu einem vollständig ausgerüsteten Kamerasystem, mit allem, was dazugehört: Cage, Stromversorgung, Monitor und Stativ. Der ursprüngliche Preis von rund 2.500 € erscheint in diesem Licht fast schon als Einstiegskosten, denn realistisch gesehen landet man am Ende bei mehr als das doppelte, wenn man die Kamera professionell einsetzen möchte.

Macht die BMPCC6k noch Sinn in 2025? - BMPCC6k im Studio, Rückseite
 

Speichermedien – SSD oder doch lieber CFast?

Zwar lässt sich die Pocket 6K mit einer externen SSD nutzen (z. B. Samsung T5), doch diese Lösung war bei mir nicht zuverlässig genug. Die Kamera erkannte die SSD gelegentlich nicht oder brach Aufnahmen ab. Bei wertvollem Filmmaterial ein No-Go.

Meine Lösung: CFast 2.0, von denen ich mir zwei 256 GB Karten zuleget habe. CFast Karten sind ca. 5-mal so teuer, wie äquivalente Samsung SSDs aber seitdem ich den Sprung gemacht habe, habe ich nie weider Probleme bei der Aufnahme gehabt. Vor allem, wenn man nur auf einen Kartenslot auf einmal aufnehmen kann, ist ein zuverlässiges Speichermedium Gold Wert.

Man kann theoretisch auch auf SD Karten aufnehmen, man braucht aber Modelle, die genug Power haben und diese sind im Endeffekt genauso teuer, wie CFast, haben weniger Speed und die Plastikhüllen machen mich nach wie vor nervös.

Ein empfehlenswerter Monitor: Portkeys LH5P

Da das Display der Pocket 6K relativ dunkel ist (nur etwa 500 Nits), nutze ich den Portkeys LH5P als externen Monitor. Mit 1.700 Nits, 5,5 Zoll Größe und integriertem Bluetooth zur Kamerasteuerung ist er eine echte Empfehlung, besonders, wenn das interne Display durch Akkus blockiert ist.

Postproduktion mit DaVinci Resolve & BRAW – Ein Traum

Mit der Kamera wird eine Vollversion von DaVinci Resolve Studio mitgeliefert – ein großer Pluspunkt.

In Kombination mit BRAW (Blackmagic RAW), ein 12-Bit 4:4:4 Compressed-RAW-Codec, wird die Postproduktion zum Vergnügen: flexible RAW-Belichtungssteuerung, großartiger Dynamikumfang, sanfte Highlight-Roll-Offs und filmische Schatten. Selbst mit hoher Kompression (z. B. Q5 oder 12:1) bleibt die Dateiqualität beeindruckend.

Macht die BMPCC6k noch Sinn in 2025? - DaVinci Resolve
 

Sollte man die Pocket 6K heute noch kaufen?

Trotz ihrer beeindruckenden Bildqualität und des attraktiven Preises zur Markteinführung ist die originale Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K heute nur noch eingeschränkt empfehlenswert. Seit ihrer Veröffentlichung hat Blackmagic zwei Nachfolger auf den Markt gebracht: die Pocket 6K G2 und die Pocket 6K Pro. Beide Modelle bauen auf dem bewährten Sensor und der hervorragenden Farbwiedergabe auf, bieten jedoch deutliche Verbesserungen im Handling – darunter ein klappbares Display, bessere Akkulaufzeiten und bei der Pro-Version sogar integrierte ND-Filter sowie ein deutlich helleres Display. Wer heute neu in das Blackmagic-Ökosystem einsteigen möchte, sollte direkt zu einer dieser neueren Varianten greifen.

Auch andere Hersteller haben in den letzten Jahren stark aufgeholt. Panasonic etwa bietet mit der S5IIX und der neuen S1II zwei spannende Alternativen an, die ebenfalls mit hoher Bildqualität, modernen Codecs und attraktiver Preisgestaltung punkten. Damit ist die Pocket 6K heute nicht mehr konkurrenzlos im Bereich der erschwinglichen Cinema-Kameras.

Fazit: Eine Kamera mit Herz – aber nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit

Die Pocket 6K war eine echte Revolution für unabhängige Filmemacher und kleinere Produktionen und hat für viele die Tür zum cineastischen Arbeiten geöffnet. Auch wenn sie technisch inzwischen etwas in die Jahre gekommen ist, bleibt sie für mich ein besonderes Stück Kamera-Geschichte. Sie hat mich auf unzählige Projekte begleitet, unter teils schwierigen Bedingungen zuverlässig funktioniert und mir ein tiefes Verständnis für Kameraarbeit vermittelt. Wer heute nach der bestmöglichen Lösung sucht, findet mittlerweile modernere Alternativen.

Doch wer bereits eine Pocket 6K besitzt, hält nach wie vor eine enorm leistungsfähige Kamera in den Händen.

Weiter
Weiter

The Look Of… The Northman